In den letzten Jahrzehnten ist über seelische Traumata viel geforscht worden. Es ist klarer definiert worden, was alles im Leben ein Trauma sein kann, wie ein Trauma entsteht und wie es, wenn es uns zu sehr belastet über Jahre weiter in uns wirkt und uns in unserem Lebensalltag sehr beeinträchtigen kann.

Traumatische Erlebnisse sind individuell, die Stärke und Tiefe ist nicht zu generalisieren.

Definition von Trauma

Wir sprechen von einem Trauma, wenn eine Grenzüberschreitung erlebt wird, die nicht zu bewältigen ist und zu Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit führen kann. Es wird oft als Verletzung und Existenzbedrohung erfahren. Die Betroffenen leiden unter Verlust von Vertrauen, Kontrolle und innerer Beweglichkeit

 „Das traumatische Ereignis beinhaltet das direkte Erleben einer Situation, die mit dem Tod oder der Androhung des Todes, einer schweren Verletzung oder einer anderen Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit zu tun hat. Oder auch die Beobachtung eines Ereignisses, das mit oben genannten einer anderen Person zu tun hat oder das Miterleben eines unerwarteten oder gewaltsamen Todes, schweren Leids oder Androhung des Todes oder Verletzung eines Familienmitglieds oder einer nahestehenden Person“ DSM-IV – diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, 1998

Es wird nach Schweregrad, Dauer und Mehrfachtraumatisierung differenziert.

Beispiele für Belastungsfaktoren:

Leicht

Auseinanderleben einer Freundschaft, Kind verlässt das Haus

Beengte Wohnsituation

Mittel

Arbeitsplatzverlust, Fehlgeburt, finanzielle Probleme, allein erziehendes Elternteil

Schwer

Geburt des 1.Kindes, Armut

Sehr schwer

Tod eines nahen Menschen, Vergewaltigung, chronische Erkrankung

Katastrophal

Tod eines Kindes, Suizid des Partners, Naturkatastrophe, Geiselnahme, KZ-Haft

Einteilung von Traumata

Nach Verursachung….

Menschlich verursachte Traumata

O sexuell, körperliche und seelische Misshandlung in der Kindheit

O Kriegserlebnisse, Folter

O kriminelle  oder familiäre Gewalt

Katastrophen, berufsbedingte oder Unfalltraumata

O Natur- oder technische Katastrophen (Giftgas o.ä.)

O Arbeitsunfälle

O Verkehrsunfälle

O Berufsbedingte (z.B. Militär, Polizei, Feuerwehr)

Nach Dauer…

Kurze

Naturkatastrophe, Unfall, Überfall

Längere

Geiselnahme, Gefangenschaft, wiederholter Missbrauch und Gewalterfahrung

Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.

Ein Erlebnis kann zu einem Trauma führen, wenn sich eine Person wehrlos, hilflos und unentrinnbar ausgesetzt fühlt und die Situation nicht mit ihren bisherigen Erfahrungen bewältigen kann.

Zu viele und zu schlimme Informationen strömen gleichzeitig auf das Gehirn ein.

Da diese Informationen hauptsächlich mit Angst verbunden sind, werden die einzelnen Sinneseindrücke nicht als zusammenhängende Erinnerungsgeschichte in unserem normalen, expliziten (ausdrücklich, deutlich) Gedächtnis gespeichert, sondern als eine wilde Sammlung von Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Empfindungen, Gerüchen, Gefühlszuständen und Verhaltensmustern im impliziten (mit inbegriffen) Langzeitgedächtnis abgelegt.

Das explizite Gedächtnis enthält alle bewusst abrufbaren Erinnerungen die als sachliche Faktoren abgelegt sind. Es funktioniert nur im psychisch stabilen Zustand.

Das implizierte Gedächtnis arbeitet im Gegensatz dazu umso besser, je stärker unsere Gefühle sind. Es arbeitet unmittelbar nach unserer Geburt. Sie sind oft nichtsprachlich und können verbal kaum beschrieben werden.

Ziel von Traumatherapie ist es, die im impliziten Traumagedächtnis gespeicherten Erinnerungen in das explizite Gedächtnis überführt werden.

Es gilt, die überfordernde Erfahrung in das bisherige Selbst- und Weltbild zu integrieren, um Lebendigkeit, Selbstwertgefühl, Kontrolle, Handlungsunfähigkeit und Vertrauen wieder her zu stellen.

Als Schutz vor Überstimulierung reagiert das Nervensystem u.a. mit

  • Vermeidung
  • Rückzug
  • Dissoziation
  • Verdrängen
  • Erstarrung, Muskelspannung
  • Erregung
  • Triggern bei Geräuschen, Gerüchen etc.
  • Die Welt wird zum gefährlichen Ort, ohne Differenzierung wird generalisiert
  • Schutz, der einengt

Traumatherapie hilft, diese Reaktionen zu verstehen, einzuordnen und zu beruhigen.

Ich habe mich in meiner 30-jährigen therapeutischen Praxis auf diesem Gebiet immer wieder fortgebildet.

EMDR ist eine sehr wirkungsvolle Methode und auch somatic experiencing (SE) unterstützt durch gezielte Gefühls- und Körperwahrnehmung wieder mehr die Kontrolle über das eigene Erleben zu erhalten und das Nervensystem zu beuhigen.

Wenn wir traumatisiert werden, und die Umwelt uns nicht schnellst möglich unerstützt, beruhigt und tröstet, kann es dazu führen, dass wir selbst meinen, es „sei ja nicht so schlimm“ oder „man stelle sich nur an und dramatisiere“. Scham kann uns davon abhalten, Hilfe zu suchen.

Scheuen Sie sich nicht, mich darauf anzusprechen. Im ersten Gespräch werden wir das Trauma ergründen und erarbeiten, wie belastend es ist und auf welche Ressourcen Sie zurückgreifen können bzw. welche es braucht, um sich wieder leichter fühlen zu können.